S.O.S
Ich habe meine DS 2011 lieben gelernt, gekannt habe ich
schon vorher. Die Plaudertasche, wie meine Mutter in nannte. Eigentlich fand
ich ihn eher vulgär und aufdringlich. Am Tag, als ich ihm meine Telefonnummer
gab, veranstaltete er ein Berberfest. Er holte seine Trommel heraus und fing an
zu singen und zu tanzen. Total verrückt ist der, dachte mir aber nichts dabei.
Ich ging erst mal wieder zurück nach Barcelona und vergaß ihn völlig. Das
Schicksal jedoch fing an die Katastrophe vorzubereiten, die mich zu ihm zurück
bringen sollte. Ich bekam eine Insektenplage und Probleme mit den Behörden in
Barcelona. Sodass ich letztendlich gezwungen war, Barcelona zu verlassen und
nach Calpe in unsere Ferienwohnung zu gehen. Ich verließ nach 6 Jahren meine geliebte
Wahlheimat Barcelona, und zog in die Provinz
Am 12.01.2012 hatten wir das letzte Mal Sex. Seitdem befinde
ich mich in einem seelischen, emotionalen und auch weltlichen Chaos.
Ich bin an einen Ort gebunden, in dem ich weder Freunde,
noch Arbeit habe. Meine DS lebt 70 km entfernt und ist einmal wöchentlich hier.
Er verkauft Second Hand Klamotten auf den Märkten.
Am Anfang sagte er mir, dass er mich liebte. Gleichzeitig
jedoch gab er meine Nummer an Bekannte von ihm weiter, ohne weitere Erklärung.
Diese sollten sich um mich kümmern, während er bei seiner Familie ist. Sex war
da natürlich auch inbegriffen. Aber all dies geschah ohne Erklärung von ihm.
Diese Männer riefen mich einfach an, behaupteten sie hätten meine Nummer
einfach von ihm geklaut, er hätte sie ihnen nicht gegeben.
Ich erinnere mich an einen Tag am Stand. Ich half ich ihm an
mehreren Tagen beim Zusammenlegen. Da stand mal wieder eine Blonde da, auf die
fuhr besonders ab. Als die Blonde dann irgendwann nah bei mir stand, kam er her
und sagte zu der Blonden, nicht zu mir, dass er sie liebe und dass er mit ihr
zusammen sein wolle etc. Er meinte natürlich mich, aber das war mir damals
nicht klar. Wie auch, ist ja auch schwer zu verstehen! Für mich war es einfach
nur schockierend. Ich liebte einen Verrückten, der gleichzeitig kein Problem
damit hatte, mal schnell mit einer anderen ins Bett zu springen.
Die Andere kam dann auch bald. Eine blonde Ostdeutsche,
namens Ariane. Ich war inzwischen in Ungnade gefallen, da ich nicht mitmachte
bei seinen Spielchen. Außerdem beschwerte er sich, dass ich immer nur negativ
und schlecht drauf sei. Womit er natürlich nicht völlig im Unrecht war.
Jedenfalls war ich inzwischen zu einer Schaufensterpuppe an seinem Stand
geworden. Hübsch anzusehen, mehr aber auch nicht. Er strafte mich mit Schweigen
und Ignoranz.
Plötzlich war also Ariane da. Sie kam jeden Mittwoch gegen
Ende des Marktes und sie redeten und er machte sich an die Eroberung. Nach dem
Markt gingen wir immer mit anderen Marokkanern ins Restaurant „El Barco“. Dort
redeten sie auf marokkanisch und ich saß nur da und langweilte mich. Einmal
schlug er ein Trio vor mit seinem Kumpel Karim. Wir gingen dann sogar zu mir,
aber ich hatte nur Sex mit ihm. Als Karim dran war, habe ich mich geweigert! Karim
war dann ziemlich ärgerlich. Letztendlich liefen unsere Treffen nur auf Sex
hinaus, die Restaurantbesuche mal abgesehen. Das war mir alles zu unsicher. Ich
war ihm wohl nicht nuttig und willig genug, also sah er sich nach anderen um.
Ariane erzählte mir später, dass er sich nach dem Restaurant Besuch, mit ihr
getroffen habe. Mehrere Male, während ich da saß und ihn angehimmelt habe und
gewartet habe, dass er sich meiner erbarmt. Wie armselig von mir, wo ist die
Wildkatze geblieben, die in mir haust? Warum bricht in solchen Momentan alles
in mir zusammen? Warum zweifle ich an meinen Gefühlen und stelle sie in Frage?
Warum vertraue ich mir selbst nicht? Warum kann ich nicht glauben, dass er mich
liebt? Warum bin ich es nicht wert, geliebt zu werden?
Ich habe es nicht gewusst, dass er was mit Ariane hat, aber
gespürt. Ich war damals so blauäugig, ich dachte, so was macht er nicht. Er
kann einem Menschen nicht so weh tun! Er kann. Ich liebte diesen Idioten, der
mich wie Dreck behandelte. Ich lies es zu, muss ich dazu sagen. Ansonsten war ich allein, hatte keine Freunde,
Familie oder Arbeit. Er bemühte sich zwar immer Männer für mich zu finden, und
ich versuchte es sogar mit einigen, aber da war nichts. Als ich es nicht mehr
aushielt, floh ich Hals über Kopf. Ich fuhr zum ersten Mal nach Deutschland
nach 6 Jahren Abwesenheit. Dort warteten schon andere Dämonen auf mich in Form
meiner Eltern. Den Psychoterror dort konnte ich nicht lange ertragen. Ich ging
zurück nach Barcelona, aber auch dort passierten mir nur schreckliche Dinge.
Die Sehnsucht und die Not trieben mich immer wieder zurück nach Calpe. Dieser
besondere Ort, an dem ich schon 1999 meine erste große Liebe kennenlernte.
Dieser Ort muss etwas mit anderen Leben zu tun haben, denn trotz all dem Leid,
dass mir hier wiederfährt, zieht sich mein Herz zusammen, wenn ich fortgehe.
Der Höhepunkt war 2013, ein Moment, den ich mir bis heute
nicht verzeihen kann. Als ich das erste Mal zu ihm zurückging, nach 2 Monaten
in München und 3 in Barcelona, war er eiskalt. Er lies mich Monate zappeln, von
Dezember bis August. Nach dem Ramadan, stellte er mir Ariane vor. Da erfuhr ich
natürlich, dass er mit ihr was hatte, aber das war anscheinend schon wieder
abgekühlt. Er hatte das Interesse an ihr verloren, jetzt war ich wieder im
Mittelpunkt. Er hatte inzwischen nachgedacht und beschlossen, es nochmal mit
mir zu versuchen. Er wollte allerdings ein Trio mit mir und Ariane. Ich
freundete mich mit Ariane an, was auch ein Fehler war, denn sie war ziemlich
falsch.
Es war im August 2013. Ariane meinte, Khalid habe sie
angerufen und wolle sich mit uns beiden treffen. Ich hatte inzwischen seine
Nummer nicht mehr, er wollte so wohl vermeiden, dass ich ihm auf die Nerven
ging. Oder er brauchte mit mir kein Telefon, da ich ja eh alles telepathisch
mitgeteilt bekam. Also gingen wir hin, Ariane war aber sauer, da sie nicht mehr
die Nummer 1 war und wollte nicht mehr. Also setzte er sich neben mich wie ein
Häuflein Elend. Es war wie ein Bitten um Verzeihung, um einen neuen Anfang. Er
war ganz zahm in diesem Moment, sein Herz war offen und ich hätte nur an der
Hand nehmen müssen, und mit ihm fortgehen. Aber ich tat es nicht. Da waren die
ganzen Zweifel und der Verstand schrie: „Er liebt dich nicht, er nutzt dich nur
aus, er will nur Sex mit dir und danach lässt er dich fallen, wie Ariane!“ Es
zerriss mir das Herz, doch ich ging fort mit Ariane und lies ihn stehen. Es tut
mir so leid und ich hab es so bereut, dass ich nicht den Mut hatte, es zu
versuchen, ihm eine Chance zu geben. Seitdem ist alles immer schlimmer
geworden. Wir haben uns immer weiter voneinander entfernt und meine Situation
wird nicht besser. Ich gehe, ich kehre zurück, er ist eiskalt, es bricht mir
das Herz, ich laufe weinend nach Hause, bin am Boden zerstört, rappele mich
wieder auf und so weiter.
So ging es jahrelang. Ich ging zu ihm zurück, er behandelte
mich schlecht. Ich ging nach Barcelona, nach München in eine Tagesklinik, das
Jahr darauf in eine Schmerzklinik. Ich lernte Meditationstechniken,
Körperwahrnehmung, Gedankenbetrachtung, Schutzrituale, Vergebungsrituale,
Ahnenrituale, Partnerablösungsmeditationen, Chi Gong, Feldenkrais und ich weiß
nicht, was noch alles. Aber nichts hat geholfen. Wenn ich fortging, meldeten
sich irgendwelche Bekannten von ihm, meinten ich solle zurückkommen. Sie würden
sich, um mich kümmern etc. Aber wie sollte das denn funktionieren? Von ihm
persönlich kam nie etwas. Am Anfang sprach er von Liebe, aber das war schnell
vorbei. Alle Geschenke wurden mir immer durch andere überreicht, Briefe las er
mir vor, und meinte, jemand anders hätte sie geschrieben. Er malte mir Penisse,
statt Herzchen auf den Arm. Ich wusste nie, woran ich bin, denn seine Liebe war
nur im Innern zu spüren, wenn ich allein war. Da höre ich seine Stimme. Er
fleht mich an, nicht fort zu gehen. Ich liebe dich!!! 1000-Mal ich liebe dich,
ich liebe dich…
Im September 2016 kehrte ich wieder mal zurück. Er war kalt,
total verschlossen. Ich ging Monate lang nicht mehr hin. Er im Februar wieder.
Aber er war immer noch kaltherzig und abweisend. Vor 2 Wochen, der Mittwoch
bevor der Ramadan begann, bin ich wieder einmal zu ihm gegangen. Er saß im „El
Barco“ mit 2 blutjungen Mädchen und war mal wieder am Flirten. Es hat sich
nichts geändert. Er war aber erfreut mich zu sehen und meinte, ich solle ein
andermal vorbeischauen. Ein Zeichen, dass er wieder bereit ist, eventuell neu
zu beginnen. Aber ich habe die Zeit und die Kraft nicht mehr diesen Prozess
wieder und wieder durchzustehen, bis er endlich soweit ist. Die Einsamkeit und
die Arbeitslosigkeit zerren an mir. Außerdem habe ich furchtbare Angst. Mir
ging es wieder sauschlecht danach.
Jetzt ist es wieder soweit. Ich werde fortgehen, denn ich habe
das Gefühl, es gibt kein Entrinnen. Es ist alles sinnlos, was ich auch tue.
Niemand kann mir helfen und es gibt keine Lösung. Ich gehe nicht mehr hin,
helfe ich auch nicht mehr am Stand. Es tut zu sehr weh und ich habe solche
Angst. Wenn ich nur daran denke hinzugehen, bekomme ich Panik und
Angstattacken. Wenn ich trotzdem hingehe, wird es auch nicht besser. Ich bin
dann nur noch ein Häuflein Elend. Ich will nicht mehr länger die
Schaufensterpuppe an seinem Stand sein. Ich habe viele Male versucht mit ihm zu
reden, aber das ist sinnlos. Er glaubt nicht an die Liebe, er ist ein
Einzelgänger, er kann mit niemandem zusammen sein etc., antwortet er dann. Ich
habe ihm Briefe geschrieben, ihm mein Herz ausgeschüttet, ihn angeschrien,
abgewartet, gehofft, gebetet, aber alles ist sinnlos. Ich weiß nicht, wie ich
aus diesem Teufelskreis ausbrechen soll. Meine Gesundheit erlaubt es mir nicht
in Deutschland im Winter zu leben und der Gedanke, ihn für immer zu verlieren
ist so schrecklich, dass es mir jegliche Energie raubt.
Spanien steckt tief in der Krise, Menschen hungern und haben
keine Arbeit. Ich habe viel Leid erfahren in Spanien, wurde schlecht behandelt,
ausgebeutet, unter- oder gar nicht bezahlt. Als alleinstehende Frau hat man es
nicht leicht hier. Man ist Freiwild. Spanien, oder Valencia war früher
Herrschaftsgebiet der Berber, das merkt man bis heute. Er ist in einer sehr
traditionellen Familie aufgewachsen und lebt nach dem Koran. Frauen sind zum
Kinderkriegen, Haushalten oder eben als Geliebte da. Sonst nichts.